Presse

Geschmeidige Breminale
Jan Oppel 19.07.2015 

Breminale, das sind rund 160 Konzerte, DJ-Sets und dichtes Gedränge. Wem das zu viel wird, der kann auf der „Himmlischen Wiese“ hinter der Kunsthalle entspannen. Hier lädt unter anderem das bunte Hängemattendorf zum Relaxen ein. Dazu bieten die Niederländer von „Swolish Garage“ Bäder für festivalgeplagte Füße. Ein besonderer und bislang weniger bekannter Ort der Ruhe ist die Altmannshöhe im östlichen Teil der Wallanlagen.



Farina Behme (Mitte) sorgt auf der Breminale für Anspannung und Entspannung. (Foto (c) Roland Scheitz)
Statt dröhnender Bässe hört man hier die Blätter der Bäume im Wind rascheln. Barfuß läuft Farina Behme über den Holzboden der offenen Yoga-Jurte. Um sie herum knien 35 Frauen und Männer auf allen Vieren. „Einatmen im Hohlkreuz“, sagt sie mit sanfter Stimme. „Und ausatmen im Katzenbuckel.“ Dabei macht die junge Frau in Leggins und schwarzem Top eine ausladende Armbewegung.

Wenn nicht gerade Breminale ist, betreibt die Yogalehrerin ihr eigenes Studio. Heute steht sie auf der Altmannshöhe. Hier befindet sich das Jurtendorf – die Ruheoase der Breminale. Drei dieser mongolischen Nomadenzelte sind hier aufgebaut: das Yogazelt, ein Jurtencafé mit Bar und ein kleiner Bühnenpavillion. „Ich habe selten die Möglichkeit, draußen Yoga zu machen“, sagt die Yogalehrerin. Was ihr hier vor allem gefällt ist, wie geschützt dieser Ort vor dem Lärm des bunten Treibens am Osterdeich ist.
Klaas Seekamp, Claas Bösling und Matthias Zillner sitzen auf dem Platz vor dem Ehrenmal in der Sonne. Vor ihnen stehen drei Tassen Cappuccino auf dem Tisch. Das Blätterrascheln der Bäume mischt sich mit den entspannten Lounge-Klängen aus den Lautsprechern im Bühnenpavillion.

Matthias Zillner gehören die Jurten auf der Altmannshöhe. Zwei Jahre lang tourte er mit einer Schaustellertruppe und einem historischen Riesenrad quer durch Europa. Bei einem Stop in der Schweiz traf er einen Jurtenbauer und war sofort von den außergewöhnlichen Nomadenzelten begeistert.

Als Zillner nach Bremen zurückkam, war ihm klar, dass er sich die Wohnungssuche sparen konnte: Eine eigene Jurte musste es sein. Zwei Jahre lang lebte er in seinem Zelt in Bremen-Walle. Mittlerweile steht die Jurte in Lesum und wird von einem Freund bewohnt.

Während seiner Zeit in der Zeltwohnung kam Zillner auf seine Geschäftsidee. Mit seiner Schwester gründete er die „Krossa Ideenmanufaktur“, baute das Jurtencafé und vermiete es für Veranstaltungen. Mittlerweile ist seine Belegschaft auf sechs Personen angewachsen. Bei Bedarf kommen bis zu 25 Helfer dazu. Hierarchien in der Belegschaft gibt es keine, betont Zillner. „Mir ist wichtig, dass alle bei uns eigenständig arbeiten.“

Tagsüber Hörkino, abends Yoga

Zum Team gehört auch Klaas Seekamp. Er hat das Zeltdorf auf der Altmannshöhe errichtet und die Holzböden verlegt. „Die Zelte sind so konstruiert, dass man sie alleine aufbauen kann“, sagt er. Jurtenchef Zillner kann mittlerweile von seinem transportablen Zeltdorf leben. Hochzeiten, Geburtstage oder Großveranstaltungen wie die Breminale – Zillner hat für jeden Anlass das passende Zelt.


Yoga in der Jurte – mit Claas Bösling, Klaas Seekamp, Matthias Zillner und Moritz. (Foto (c) Roland Scheitz)

Die Idee, die Jurten während der Breminale in den Wallanlagen aufzuschlagen, hatte Claas Bösling. „Die meisten Leute kennen diesen Platz gar nicht“, sagt er und nimmt einen Schluck Cappuccino aus seiner Tasse. „Wenn sie dann hier hoch kommen, sind sie überrascht, wie schön es hier ist. Bösling organisiert das künstlerische Programm und die Yogastunden in Zillners Jurtendorf. Außerdem arbeitet er als Disc-Jockey, betreibt ein eigenes Yogastudio, organisiert Konzerte und spielt Flamenco-Gitarre. „Ich habe viele Existenzen“, sagt er und lacht.

Während der Breminale gibt es im Jurtencafé täglich ein Hörkino und im Inneren des Ehrenmals morgens und abends Yogastunden. Zu späterer Stunde legt Bösling elektronische Musik auf. Das Jurtencafé wird dann zur Bar, der Platz vor dem Ehrenmal zur Tanzfläche.

Jetzt am Mittag rollt die Yogagruppe ihre Matten ein. Am Osterdeich ist der Festivalbetrieb schon in vollem Gang. Immer mehr Menschen strömen ans Weserufer. Die Besucherzahl im Jurtendorf ist noch übersichtlich. Zillner ist das recht. „Ist doch schön, wenn es hier nicht so überlaufen ist“, sagt er. „Dann bleibt es entspannt.“

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Zwischen Club und Yoga-Studio


Hatha-Lehrer Claas Bösling legt in der Altstadt Musik auf

Zwischen Club und Yoga-Studio
Er arbeitet als Diskjockey (DJ) und als Yogalehrer: Claas Bösling vereinbart zwei sehr unterschiedliche Berufe miteinander. Im Souterrain des Hauses Besselstraße 43 bietet der 40-Jährige seit einiger Zeit Kurse an, ...und in einem Club in der Altstadt legt er Platten auf. Unser Mitarbeiter hat ihn besucht und einen kleinen Selbstversuch unternommen.

Von Christian Hasemann

Steintor. Claas Bösling praktiziert das sogenannte Hatha-Yoga, das besonders in der westlichen Welt verbreitet ist. "Es ist ein Yoga der Tat", sagt er. Der Selbstversuch bestätigt es. Schweißperlen standen schnell auf der Stirn, und der selig entspannte Gesichtsausdruck, den man von Yoga Praktizierenden kennt, wollte sich nicht so recht einstellen.

Die Dehnung aller Muskelgruppen - oftmals ziemlich unbekannte und selten benutzte Muskeln - ist durchaus anstrengend. "Ja, da geht es ans Eingemachte", sagt Claas Bösling. Neben dem eher auf Körperübungen konzentrierten Yoga gebe es aber auch viele verschiedene Arten von Yoga, die zum Beispiel weniger mit Körperübungen, sondern mehr mit Atemtechniken und Meditation zu tun haben. "Es gibt wahrscheinlich so viele Yoga-Arten, wie es Yoga-Praktizierende auf der Welt gibt", sagt der Lehrer.

Für Claas Bösling ist Yoga nicht nur etwas, das das Wohlbefinden steigert. "Wenn man sich viel mit Yoga beschäftigt, merkt man, dass es viel mehr als Wellness ist. Man kann sein Ego aufgeben, wenn man ganz tief rein geht. Aber Yoga als Wellness - das ist Quatsch", findet er. Wenn man sich damit beschäftige, könne es einen sogar bis ins Mark erschüttern.

Auch wenn es anstrengend sei, stehe doch etwas anderes im Vordergrund. "Die Aufmerksamkeit soll trainiert werden. Es geht nicht darum, möglichst hoch, weit oder tief zu kommen, sondern darum, zu einer möglichst großen Aufmerksamkeit zu gelangen", sagt der Yogalehrer. Und in der Tat, es erfordert höchste Konzentration, bei den Übungen das Gleichgewicht zu halten und ruhig zu atmen. Da bleibt erst einmal kein Raum, um Gedanken an den nächsten Einkauf, an Liebeskummer oder die Arbeit zu verschwenden. Es gehe um den winzigen Augenblick, "an dem wir die Welt wertfrei anschauen", das sei Yoga, sagt Claas Bösling.

"Das Faszinierende am Yoga ist die Tiefe und die unglaubliche Flexibilität. Beim Joggen zum Beispiel bist du in der Bewegung eingeschränkt. Im Yoga dagegen kannst du mal einfachere Übungen machen, wenn du merkst, heute geht nicht so viel, oder du machst mehr Atemübungen oder Meditation", sagt Claas Bösling. Aus diesen Gründen sei Yoga auch für jeden Menschen geeignet. "Wenn man die Körperhaltungen drauf hat, werden auch alle Muskelgruppen des Körpers trainiert, man hat also kein einseitiges Training oder Belastung."

Yoga in der Kneipe

Claas Bösling hatte sich in Essen beim Skateboardfahren verletzt - und ist auf diesem Umweg zum Yoga gekommen. Vorher hatte er Judo und Karate gemacht, konnte aber Kampfsport nach dem Sturz nicht mehr ausführen. Im Yoga fand er die spirituelle Tiefe, die er beim Kampfsport oder anderen Sportarten in der Form nicht gekannt hatte. Seit neun Jahren wohnt Claas Bösling mittlerweile in Bremen. Seine Yoga-Schule hat er eigentlich mehr zufällig gegründet.

"Als ich nach Bremen kam, habe ich Leute kennengelernt und denen das erste Mal Yoga in der Kneipe gezeigt", sagt Claas Bösling. Und einige seiner Freunde wollten schon bald mehr Yoga lernen.

Sein eigentlicher Beruf ist aber der des DJs. So legt er unter anderem "Im Loft" und im "Urlaub" Platten auf. Inzwischen unterrichtet Claas Bösling seit sieben Jahren Yoga. Sein Studio hat er vor eineinhalb Jahren eröffnet und in diesem Jahr am Gardasee eine dreijährige Yoga-Ausbildung abgeschlossen. Jetzt möchte er expandieren. "Ich habe mit zwei Frauen in Italien mein Diplom gemacht, die werden hier einsteigen, und dann werden wir hoffentlich auch irgendwann ein größeres Studio haben", sagt Claas Bösling.

Auch wenn es Schritt für Schritt vorangeht, so hatte er die erste Zeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen. "Das erste Jahr war ich zum Teil alleine oder nur mit einem Gast", sagt Claas Bösling. Nun habe er einen Stamm an Yoga-Schülern und freue sich über jeden, der neu dazu komme.
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